Die faltbaren Smartphones kommen: das sind die Vor- und Nachteile


Salome Kern, Dietlikon 03.11.2021

Flexible Bildschirme sind mehr als eine Spielerei: Zahlreiche Unternehmen forschen an den biegsamen Smartphones. Die neue Technologie ist faszinierend und bringt zahlreiche Vorteile mit sich - perfekt ist sie aber noch nicht.

Biegsame und flexible Bildschirme sind seit Längerem ein Thema. Allerdings galt es als technische Spielerei und nicht als massentaugliches Produkt. 2019 stellte Samsung den Prototyp für das Galaxy Fold vor: Der Start war harzig und schon nach wenigen Tagen Nutzungsdauer kam es mehrfach zu beschädigten Bildschirmen - also verschob Samsung den Marktstart um ein halbes Jahr.

Trotzdem hielt das Unternehmen am Traum fest und veröffentlichte Ende August 2021 das Galaxy Z Fold 3. Damit schien Samsung die Kehrtwende geschafft und ein biegsames Smartphone entwickelt zu haben, dass zu einem Massenprodukt werden könnte. In Samsungs Heimat Südkorea haben das Galaxy Z Fold 3 wie auch das Galaxy Z Flip 3 die Millionen Grenze geknackt. Damit straft Samsung alle Kritiker, die nicht an einen Massenmarkt für flexible Smartphone geglaubt haben.

Falbare Smartphones - Das Samsung Z Fold3 & Flip3 


Die Konkurrenz schläft nicht

Der Tech-Riese ist aber nicht das einzige Unternehmen, das die ersten Produkte dieser Art auf den Markt bringt. Anfang September hat LG eine neue Technologie für faltbare Bildschirme angekündigt. Beim Unternehmen hofft man Samsung damit zu schlagen. Auch Google will noch dieses Jahr ein erstes biegsames Smartphone unter dem Namen “Pixel Fold” auf den Markt bringen. Bei Apple wird ebenfalls getüftelt: Gerüchten zufolge soll das iPhone Flip in den nächsten Jahren erscheinen. Ob 2022, 2023 oder doch erst 2024 ist noch unklar.


Die Technologie hinter den Foldables

Doch wie funktionieren die sogenannten Foldables? Wie kann ein Bildschirm flexibel und sogar faltbar sein? Schon frühere Modelle nutzten die Technologie - allerdings nur, um den Bildschirm gewölbt einzubauen.

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OLED Bildschirme bestehen aus einem organischen Material, das Licht abgibt, wenn Elektrizität durch sie fliesst. Diese Technologie benötigt keine Hintergrundbeleuchtung, was es den Herstellern erlaubt, die Bildschirme dünner und dünner herzustellen. Die ersten flexiblen Bildschirme bestanden aus Kunststoffpolymeren, da Glas als starres Material galt. Der Nachteil war aber, dass die Bildschirme aus Plastik weniger widerstandsfähig gegen Flecken und Kratzer war. Anfang 2020 präsentierte Samsung dann eine neue Idee: die ultradünne Glastechnologie. Der Hauptbestandteil dieses Bildschirms ist nun Glas und nur noch die Oberfläche besteht aus einer weichen Plastikschicht.

 


Flexible Bildschirme erhöhen die Produktivität

Faltbare Bildschirme haben zahlreiche Vorteile für den Nutzer. Dadurch, dass sie meistens gegen innen gefaltet werden, ist der Bildschirm besser geschützt - so wie früher bei den aufklappbaren Handys. Die Faltbarkeit ermöglicht es auch, ein kleines Smartphone mit sich herumzutragen, dass bei Bedarf auf die Grösse eines Tablets heranwachsen kann. So müssen sich Nutzer nicht mehr gleich zwischen Grösse und Mobilität entscheiden. Diese Entwicklung verschiebt die Grenzen zwischen den Produktkategorien.

Ein weiterer Vorteil der faltbaren Smartphones ist die Bildschirmtechnologie OLED, die für eine besonders hohe Bildqualität sorgt. Im Vergleich zu LCD-Monitoren bedeutet das: besserer Kontrast, höhere Helligkeit, schnellere Bildwiederholungsraten und einen geringen Stromverbrauch. Das Smartphone macht damit einen weiteren Schritt in Richtung Computer, auch in Hinblick auf die Produktivität. 

Während man heute bei den herkömmlichen Bildschirmen zwischen Apps und Webseiten wechseln muss, erlauben die Foldables plötzlich Multitasking: Bis zu drei Bildschirme können gleichzeitig genutzt werden. Damit haben mühsames Entziffern und ständige Wechsel ein Ende. Dies ist nicht nur bequem für den Nutzer, es erhöht auch die Produktivität signifikant. Gerade für jene, die das Smartphone zum Arbeiten nutzen, gewinnen damit viel: Während des Zoom-Calls kann der Nutzer gleichzeitig in einer anderen App Notizen machen.

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Diese Nachteile bringen faltbare Smartphones mit sich

Jede neue Technologie kommt aber auch mit negativen Seiten. Noch sind die Preise für die Technologie sehr viel höher als jene der herkömmlichen Smartphones - das erste Samsung Galaxy Fold kostete rund 2000 Dollars. Doch wie immer werden diese Preise fallen, wenn sich das Gerät im Massenmarkt behauptet. So ist das kürzlich erschienene Samsung Galaxy Z Fold 3 schon etwas günstiger als der Vorgänger. Mit einem Verkaufspreis von knapp über 1000 Franken ist das kleinere Samsung Galaxy Z Flip 3 bedeutend günstiger.

Noch sind die Bildschirme empfindlich, auch wenn die Hersteller Fortschritte machen. Ein Test von CNET zeigt, dass es dabei grosse Unterschiede gibt: Das Samsung Galaxy Fold hielt während rund 120’000 Klappvorgänge, das Motorola Razr nur bis zu 27’000. Andere Tests zeigten, dass die Faltwölbung im Display sichtbar wird.

 

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Salome KernEP:Redaktion / Journalistin
Jenseits des Tellerrandes findet das Leben statt und genau dort suche ich täglich nach Inspiration.
Am liebsten im Kopfstand, denn neue Perspektiven schaffen neue Welten.